Weißt du, was in Krems in der Zeit des Nationalsozialismus passiert ist?

Es gab Kremser:innen, die im Großen wie im Kleinen Widerstand geleistet haben. Es ist wichtig, sich an sie und ihre Taten zu erinnern.

Hier einige dieser Geschichten…

Die Bäuerin Zita D. bekam einen Kriegsgefangenen aus dem Kriegsgefangenenlager Stalag XVII B Krems-Gneixendorf als Hilfe für die Arbeit am Hof zugewiesen, da ihr Mann in den Krieg gezogen war. Der nähere Kontakt zu den Gefangenen war verboten. Sie setzte sich über dieses Verbot hinweg und wurde schlussendlich von dem Kriegsgefangenen schwanger.  Daraufhin wurde sie angezeigt, öffentlich verspottet und zu schwerem Kerker verurteilt.

Franz Wieland leistete Widerstand, indem er regelmäßige Zahlungen an eine während der NS-Zeit illegale KPÖ-Organisation tätigte. Diese Organisation unterstützte Familien von inhaftierten Sozialdemokrat:innen und Kommunist:innen. Als die Organisation aufflog, wurde Franz Wieland verhaftet und später zu einer „Zuchthausstrafe“ verurteilt. Er überlebte das Häftlingsmassaker in Stein und wurde in das bayrische „Zuchthaus“ Bernau transferiert, wo er bis Kriegsende blieb.

Wenn du noch mehr Geschichten erfahren willst, schau auf der Website von Edith Blaschitz vorbei!

Auch in der Schulbibliothek gibt es jetzt viele neue Bücher zu dem Thema.

Im Rahmen der Kunstinstallation „festhalten was vergeht“ setzten sich die Schülerinnen der HLM Krems künstlerisch mit den lokalgeschichtlichen Ereignissen in Krems vor 80 Jahren auseinander, mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt und dem Massaker in Stein im April 1945. An drei Workshopterminen sind die Jugendlichen unter der Begleitung der Historiker:innen Edith Blaschitz und Robert Streibl in diese dunkle Phase der lokalen Geschichte eingetaucht.

Gemeinsam mit Robert Streibl machten die Schülerinnen bei dem ersten Workshoptermin einen Rundgang durch Krems, wo sie viele Einzelschicksale von Kremser:innen während der Nazi-Zeit erzählt bekamen. Diese Geschichten waren neu für die Jugendlichen. Im Geschichtsunterricht kommen sie nicht vor, denn der Nationalsozialismus wird nur im großen Zusammenhang behandelt, für Einzelschicksale und regionale Bezüge bleibt keine Zeit.

Abgerundet wurde der Ausflug mit einer anschließenden Besprechung der Geschichten und den Eindrücken, die die Schülerinnen erhielten.

Der nächste Workshop fand in der Kunstmeile unter der Begleitung von Edith Blaschitz statt. Hier wurden Geschichten von Widerstandskämpfer:innen erzählt, was unter anderem in eine Diskussion über die derzeitige weltpolitische Situation mündete.

Anschließend verarbeiteten die Schülerinnen künstlerisch das Erfahrene und setzten ein bleibendes Zeichen der Erinnerung. Während der folgenden Workshoptermine überlegten die Schülerinnen sich einige Wege, wie die künstlerische Umsetzung erfolgen solle. Ausgewählt wurde der Entwurf von Katharina Dangl, Helena Herbst und Johanna Pumhössel, welcher den Baum beim Haupteingang der Schule als Inspiration für eine Installation ins Zentrum stellt. Weiße „Draht-Hände“ in verschiedenen Größen halten bzw. zerpflücken ein geknüpftes Stück Stoff, das als Symbol für die Erinnerungen an die Nazi-Zeit in Krems steht. Gemeinsam einigten sie sich auf den Namen „festhalten was vergeht“.

Die persönliche Auseinandersetzung mit der Geschichte vermittelt den Jugendlichen, wie die Geschehnisse von damals das heutige Leben prägen und sensibilisiert sie für Themen wie Menschenrechte, Erinnerungen und die Folgen von Diskriminierung und Gewalt.

Durch die gemeinsame Arbeit entwickelten die Schülerinnen ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des Erinnerns und für das eigene Engagement gegen das Vergessen. Die künstlerische Umsetzung wurde gemeinsam mit der Künstlerin Gudrun Lenk-Wane und der 3. Modeklasse der HLM HLW Krems inszeniert.

Was damals geschehen ist, darf nie in Vergessenheit geraten. Es liegt an uns, genau hinzusehen, wenn Unrecht geschieht, Verantwortung zu übernehmen und Zivilcourage zu zeigen – heute, im Hier und Jetzt.

Johanna Pumhössel